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Punksplitter

1982: Verliebt und andere Querelen

Gelas Erinnerungen (10)

von

Am 20.02.1982 sollte Piet mit seiner Band im UJZ in der Kornstraße spielen. Ich stand grad in der Kneipe hinter dem Tresen, als Piet zur Tür hereinkam. Er gefiel mir sofort. Das Konzert war dann auch super. Vor lauter Aufregung trank ich dann leider etwas zu viel. Danach nahm ich Piet mit zu mir, konnte mich später aber nicht mehr an den Weg zur Wohnung erinnern und auch an nichts anderes weiter. Am nächsten Tag erfuhr ich, daß ich ihn mit Umwegen durch ganz Hannover gelotst hatte. Es war mir sehr peinlich. Piet musste dann auch wieder fort, und ich blieb verwirrt zurück. Im April wollte er mit seiner Band dann in der »Glocksee« spielen. Ich konnte es bis dahin kaum erwarten.

Seitdem Susanne bei Bernd ausgezogen war, wurde das Zusammenleben in der Wohnung für mich immer schwerer. Bernd wohnte jetzt in Susannes Zimmer, und das Zimmer neben mir hatte er an Ulf vermietet. Ich konnte Ulf nicht leiden. Er mich auch nicht. Er verlangte von mir, daß ich die Küche säubern sollte und er beschwerte sich, weil meine »komischen Freundinnen sein Apfelshampoo verbrauchen« würden. Er meinte damit Isabell, die manchmal bei uns duschte. Wir hatten eine Duschkabine in der Küche stehen, genau vor meinem Zimmer. Außerdem sollte ich doch bald ausziehen, da er mein Zimmer auch noch gern hätte. Äähh!!!

Ich hatte aber gerade andere Probleme. Bei einem Gespräch mit den Anwälten, wegen der Landesfriedensbruch-Anklage kam nichts gutes heraus: »Wahrscheinlich 6 Monate auf 3 Jahre Bewährung … keine Aussagen machen … keine Zeugen… besteht sowieso keine Chance da heil rauszukommen«. Na, und das für nichts – ist doch was?!

Eigentlich hatte ich vor, mir eine Wohnung mit Isabell zu suchen, bekam aber von Kirsten das Angebot bei ihr einzuziehen. Kirsten wohnte in einer großen Altbauwohnung in Linden und hatte ein Zimmer frei. Mit ihr wohnte noch Ulli in der Wohnung. Sie hatte aber vor, ihn bald rauszuschmeißen. Zu viele Drogen. Da Isabell wahrscheinlich nach London gehen wollte, nahm ich Kirstens Angebot an und zog bei ihr ein. Ich besaß keine Möbel, nur eine Matratze und einen großen Pappkarton für meine Klamotten. Dafür strich ich den gesamten Raum neu, in Schwarz und Weiß. Und zwar abwechselnd über Eck, sodaß eine merkwürdige Perspektive entstand.

In der Wohnung gab es kein Bad und keine Heizung. Die Küche war riesig und lag in der Mitte der Wohnung. Kirsten bewohnte zwei kleine Zimmer hinter der Küche, die wohl mal sowas wie Dienstbotenräume waren. Ulli wohnte im Zimmer neben mir. Die Toiletten waren auf halber Treppe im Treppenhaus. In meinem Zimmer gab es darum immer eine unauffällige Apfelsaftflasche in einer Ecke. Duschen gingen wir ein- bis zweimal die Woche in der WG im Haus gegenüber. Dort war auch mein Lieblings-Second-Hand-Laden. Perfekt! Was nicht so perfekt war: Ulli und seine Freunde mißbrauchten die Spüle in der Küche als Pinkelbecken. Sie taten so, als wuschen sie sich nur gründlich die Hände und drehten dabei den Wasserhahn übertrieben weit auf. Das war sehr eklig, weil es das einzige Waschbecken in der Wohnung war, und dort wuschen wir uns selbst wie auch das Geschirr.

Im April sah ich endlich Piet wieder. In der Glocksee fand ein Punkfestival statt und Piet wollte dort mit seiner Band auftreten. Ich war wieder total aufgeregt. Schon Stunden vorher trafen Kirsten, Isabell und ich in der Glocksee ein. Natascha bewohnte dort ein Zimmer und wir benutzten es um uns aufzubrezeln. Wir waren völlig aufgedreht und tanzten und sangen nach »Tainted Love« aus dem Radio.

Bald füllte sich der Hof der Glocksee mit Besuchern und Piet und seine Band kamen auch endlich. Es war wieder ein tolles Konzert, und danach waren wir dann zusammen. Von nun an besuchten wir uns abwechselnd gegenseitig. Ich lernte seine Freunde in Amsterdam kennen, und er freundete sich in Hannover mit einigen Punks aus der Korn an. Meist fuhr ich mit dem Zug hin. Die erste Zeit wohnte er bei seinen Eltern, und wir übernachteten im Kinderzimmer. Seine Familie war supernett zu mir. Die meisten seiner Freunde waren ebenfalls sehr freundlich. Eine Freundin von Piet weigerte sich aber, wegen der Nazivergangenheit Deutsch mit mir zu sprechen, obwohl sie es konnte. Auf der Rückfahrt nach Hannover war ich immer sehr traurig, weil ich wußte, daß ich ihn nicht so bald wiedersehen würde.

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